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Allergenes Potential von Kamille

Augenärzte verweisen darauf, dass bei Entzündungen im Augenbereich keine Kamille-haltigen Spülungen eingesetzt werden sollen, da sonst die Gefahr der Allergisierung besteht. Sollte eine Spülung notwendig werden, ist reines Wasser zu bevorzugen.
Kamille gilt jedoch als altes und bewährtes Hausmittel und wird bei verschiedenen Indikationen, wie z. B. wunde Haut (als Sitzbäder) oder auch Erkältungskrankheiten (als Kamillentee) eingesetzt.

Wie ist das Allergisierungspotential von Kamille einzuschätzen?
Gehen von Kamille noch andere Risiken, insbesondere bei der Anwendung im Augenbereich, aus?
Wie ist der Stellenwert der Kamille bei der Anwendung im dermatologischen Bereich?
 

Antwort:
Das Sensibilisierungspotential der Kamille hängt von der jeweiligen Pflanzenspezies ab. Die echte Kamille (Chamomilla recutita = Matricaria chamomilla L.) hat eine nur sehr geringe Sensibilisierungspotenz, bei einer Häufigkeit, die als sehr selten bezeichnet werden muss. Es finden sich nur wenige Publikationen, in denen eine Kontaktallergie (Typ IV-Reaktion) gegen die echte Kamille belegt ist, und nur wenige Hinweise gibt es für eine IgE-vermittelte Typ I-Reaktion (Anaphylaxis).
Sehr viel häufiger findet sich eine Allergie gegen die stinkende Hundskamille (Anthemis cotula), eine Kamillenart, die überwiegend argentinischer oder chilenischer Provenienz ist und als Verunreinigung beim Anbau der echten Kamille dort vorkommen kann. Weiterhin gibt es die römische Kamille (Chamaemelum nobile = Anthemis nobilis L.), deren Sensibilisierungpotenz als mittelstark, bei seltener Häufigkeit beschrieben ist. Insgesamt ist eine Allergie gegen Kamille ein eher seltenes Ereignis, zumindest beim Einsatz der echten Kamille, wie sie in den Handelsprodukten vorliegt.
Weitere Risiken gehen von Kamille nicht aus, auch bei der Anwendung am Auge braucht man keine Furcht vor einer Sensibilisierung zu haben. Allerdings darf keine Lösung mit Kamillenauszügen verwendet werden, die Ethanol enthält!
Die Extrakte der Blütenköpfchen der Kamille weisen eine entzündungshemmende und spasmolytische Wirkung auf, weswegen gerne Aufgüsse für Wundspülungen vorgenommen werden. Auch wird Kamille gerne in Form von Salben, Cremes, Lotiones usw. eingesetzt. Auch wenn diese Wirkungen eindeutig nachgewiesen wurden, so ist der Einsatz in der Dermatologie doch eher marginal, da andere Wirkstoffe z. T. sehr viel potentere antientzündliche Eigenschaften aufweisen, wobei man nicht unbedingt immer gleich an Kortikoide denken muss. Eingesetzt werden könnte die Kamille z. B. in der Ausklingphase der Behandlung einer Neurodermitis, wenn noch eine gewisse entzündungshemmende Wirkung notwendig ist, die kortkoidpflichtige Phase aber bereits abgeschlossen wurde. Weiterhin kann Kamille in Form von Aufgüssen, Umschlägen, Spülungen u.ä. der Schleimhäute und der Haut angewandt werden, wobei nochmals auf eventuell ethanolhaltige Extrakte hingewiesen werden soll, die die Anwendung einschränken.

Prof. Dr. med. R. Niedner
Chefarzt, Dermatologische Klinik im Klinikum Ernst von Bergmann,
Charlottenstraße 72, Postfach 60 09 52, 14409 Potsdam
 

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